Unser Bauchgehirn
Redensarten sprechen davon, dass etwas „auf den Magen schlägt“ oder sich „Schmetterlinge im Bauch“ tummeln. Bauchentscheidungen verzichten auf bewusstes Abwägen der Großhirnrinde – aber werden diese Entscheidungen denn wirklich im Bauch getroffen? In gewisser Hinsicht: ja. Unser Bauch besitzt ein eigenes Nervensystem, in seiner Größe vergleichbar mit dem Großhirn eines Hundes. Der Verdauungstrakt des Menschen ist von bis zu 600 Millionen Nervenzellen durchzogen, die dafür sorgen, dass unsere Nahrung verarbeitet und entsorgt wird. Das sogenannte enterische Nervensystem (ENS) unterscheidet sich nicht wirklich vom Zentrum im Kopf, es finden sich in der Darmwand die gleichen Botenstoffe wie im Gehirn des Oberstübchens. Wir können also getrost von einem Bauchhirn sprechen, das sogar für die Hauptproduktion unseres Glückshormons Serotonin verantwortlich ist, ein wichtiger Stimmungsregulator. Das Kribbeln im Bauch ist ein freudiges körperliches Signal dafür. Über den Vagusnerv werden solche und andere emotionale Informationen ans Gehirn weitergeleitet – unsere Bauchregion ist quasi eine Nebenstelle des limbischen Systems. Das Hilfspersonal ist eine riesige Armee: 100 Billionen Bakterien kolonisieren den Darmurwald, abhängig übrigens auch von der Art unserer Ernährung: Ein bekennender Fleischesser beherbegt andere mikrobiologische Kolonien als ein Vegetarier – mit Folgen für die Gefühlsregulation. Eine Studie zeigte, dass eine Joghurt-Diät zu mehr Gelassenheit beiträgt. Vermutlich auch deshalb geht Obelix nach dem Verzehr zweier Wildschweine nicht gerade zimperlich mit römischen Legionären um. Gefühle kann unser Bauchgehirn zwar nicht direkt erzeugen, aber zumindest die Wahrnehmung unserer Umwelt färben. Sprich – ausgewogene Ernährung trägt zu seelischer Ausgewogenheit bei. Genussvoll und in Maßen. Mehr zum Thema finden Sie...
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